Galaktische Fantasie auf Bairisch
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Süddeutsche Zeitung vom 25.02.2019
Die Wellküren bringen ihr Publikum im Gautinger Bosco mit Musik und spitzfindigen Pointen zum Jubeln
„Für die Kabarett-Gruppe Wellküren steht fest: „Mia san umgeb’n von Wahnsinnig’n.“ In einer Welt, in der es besonders dunkel wird, in der Rechtspopulisten die Macht ergreifen, Mauern gebaut und Menschen ausgegrenzt werden, ist es für das Trio umso wichtiger, niemals den Humor zu verlieren …
… Das Dreigesang-Trio, das seit 33 Jahren auf der Bühne steht, schafft, was nur wenige Kabarettisten können: Ihre Pointen sind bissig, frech, zeitgemäß und zugleich unterhaltsam. Dabei kritisieren sie in bairischer Mundart Gesellschaft und Politik, ihre traditionelle Volksmusik wird als ironisches Stilmittel eingesetzt …
… Bei dem Lied über die „Maratonga Bar“, in der Überlebende auf Hinterbliebene mit verschrumpelten Tattoos treffen und sich nur noch über Krankenhäuser, Friedhöfe und Doktoren unterhalten, bogen sich die Zuschauer vor Lachen …
… Zum Abschluss zeigte das Trio dann noch einmal seine gesamte Sprachgewalt: In ihrem „Stubenmusical“ erzählten sie von einem imaginären Bayern, wie es ist, wie es war und wie es einmal sein könnte. In drei Akten, begleitet von der Melodie aus dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod“, beschreiben die Wellküren ein Bayern, in dem die CSU noch die absolute Mehrheit hatte, das Bier noch dunkel und die Buam geschmeidig waren. Doch dann kommt es zum Niedergang unter Markus Söder und Horst Seehofer, die mit der Angst ihrer Untertanen spielen und dabei ihre Macht verlieren. Auch die von Putin beigesteuerte Kalaschnikow kann Seehofer in seinem Kampf gegen Berlin nicht beistehen. In all ihrer Verzweiflung fliehen die beiden Politiker ins Weltall, um neue Wählergalaxien zu erobern – bis ihnen der Diesel ausgeht. Mit dieser kosmischen Aussicht lassen die Schwestern ihr Publikum nach Hause gehen: Die Fantasie der Wellküren hat eindeutig galaktische Züge angenommen.“
Sabina Zöllner