Die Wellküren unterhalten in Harburg mit Witz und Kreativität

Kritik aus der Augsburger Allgemeinen vom 4. Oktober 2016 zum Auftritt in Harburg:

Pointen über die Region sitzen

Foto: Jürgen Ziegelmeir

Foto: Jürgen Ziegelmeir
Augsburger Allgemeine

Die Wellküren unterhalten in Harburg mit Witz und Kreativität

von Jürgen Ziegelmeir

Harburg – Etwas Besonderes musste es für die 16. Auflage sein. Ein Magnet, der das

Publikum anzieht. Der Kulturherbst ist schließlich über Harburg hinaus bekannt.

Deshalb dachten Kulturreferentin Claudia Müller und die ehrenamtlichen Mitarbeiter

des Arbeitskreises schon vor einem Jahr daran, die Wellküren zu engagieren. Dass

sie dieses Vertrauen rechtfertigen, bewiesen die drei Schwestern gleich zu Beginn

ihres Programms, indem sie viele der 350 Zuschauer, und vor allem auch

Bürgermeister Wolfgang Kilian, schon in den ersten Minuten zum Lachen brachten:

„Ja, heute sind wir in dieser Schule, weil es in die Mehrzweckhalle regnet.“

Mit ihren Witzen zum regionalen Geschehen zeigten sie sich optimal vorbereitet und

sparten nicht mit Kritik. Über die alte Brücke seien sie spazieren gegangen, doch mit

diesem Schuhwerk hätten sie keine Chance gehabt, „die gehört renoviert.“ Vor allem

Moni würzte die Wortbeiträge mit ihrem schauspielerischen Talent und dem

oberbayerischen Dialekt: „In Donauwörth moanas, sie san wos bessers, bloß weil

sie die größere Stod san und ihr koa Bloamagschäft mehr habts!“ Doch ist es nicht

allein Monis Redekunst, die den Erfolg der Well-Schwestern ausmacht. In den 30

Jahren entwickelten sie sich ständig weiter und schufen, angetrieben durch ihre

Kreativität, eine eigene Marke, die sich durch ein Wort definieren lässt:

Überraschung.

Selbst wer die Wellküren kennt weiß nicht, was im nächsten Programmteil folgt,

denn sie beherrschen die ganze Bandbreite der Kleinkunst. Ohne Bühnenbild, dafür

aber mit einem ganzen Arsenal an verschiedenen Instrumenten hinter sich, ziehen

sie alle Register ihres Könnens. Sie singen, musizieren und sind witzig. So vielseitig

ausgestattet, sahen sie es als ihre Aufgabe, anlässlich ihres Jubiläums eine neue

Bewegung zu gründen, was das Publikum mit Applaus honorierte. Es ist der

Gegenpol zu Pegida und lautet: Stugida. „Stubenmusik gegen die Idiotisierung des

Abendlandes“, erklärte Moni diese Kreation aus sieben Buchstaben.

Sie platzieren ihre Themen in ihrer ganzen Bandbreite zwischen Bügelbrett und

Bundestag. Zwar treffen nicht alle ihre Pointen. Der Witz über Frauke Petry, die statt

Haare auf den Zähnen, auf jedem Zahn eine eigene Frisur trägt, mag schon etwas

älter sein. Auch die Zoten über schnarchende Männer, die meinen sie würden

Samstagabend Sport treiben, während sie die Sportschau sehen, sind nicht neu.

Doch diese kleinen Schwächen sind in ihrem Programm nur Ausnahmen. Im

Ganzen analysiert, verdient das Trio die Auszeichnung: anspruchsvoll. Was sie mit

ihrem tiefgründigen Sprechgesang „I wui endlich mei Ruah“ präsentieren, ist höchste

Qualität. Diese baut sich während ihres Auftritts zu einem Spannungsbogen auf und

gipfelt in einem Finale, das alles hält, was der Name Well an Kuriosem verspricht.

Moni, Bärbi und Burgi mischten ein Potpourri aus Melodien des Films „Spiel mir das

Lied vom Tod“ mit einem dramatischen Sprechgesang aus Sequenzen des

„Königlichen Bayerischen Amtsgerichts“. „Die Mundharmonika ist das einzige

Instrument, das sie nicht dabei haben“, kommentierte ein Zuschauer diesen

fulminanten Schluss. Als Ersatz dafür interpretierten sie den Schauspieler Charles

Bronson mit der Nonnentrompete – und das gehört mit zum Besten, was die

Wellküren in den vergangenen 30 Jahren boten.

 

Hier geht’s zum Original;

Musikkabarett: Pointen über die Region sitzen – Nachrichten Donauwörth – Augsburger Allgemeine

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